(pm) Der Informationsaustausch zwischen Rechtsanwalt und Mandant ist
gesetzlich geschützt. Werden jedoch unverschlüsselte E-Mails verschickt,
ist der Schutz dahin. Selbst mit Verschlüsselung ist noch erkennbar,
wer mit wem kommuniziert. Auch das sollte vertraulich sein. Christoph
Sorge, Juris-Stiftungsprofessor für Rechtsinformatik an der Universität
des Saarlandes, hat dies untersucht. Seine Mitarbeiter haben nun ein
webbasiertes Softwaresystem entwickelt, das die Kommunikation von
Anwälten oder mittelständischen Unternehmen vor Dritten schützt. Ihre
Software „Mavora“ präsentieren die Saarbrücker Forscher vom 11. bis 15.
Juni auf der Computermesse Cebit in Hannover (Halle 27, Stand G75).
Dass Informationstechnik die Pflicht zur Verschwiegenheit leicht
aushebeln kann, ist nicht neu. Christoph Sorge, Professor für
Rechtsinformatik an der Universität des Saarlandes, hat diesen Missstand
in Kanzleien bereits 2016 erkannt und für die Forschung dokumentiert.
„Obwohl Verfahren zur sicheren elektronischen Kommunikation schon lange
existieren, werden sie bislang in der Anwaltschaft kaum eingesetzt“, so
Sorge. Um dennoch eine technische Lösung für eine sichere, aber zugleich
auch benutzerfreundliche Mandantenkommunikation zu ermöglichen,
gründete er noch im gleichen Jahr zusammen mit Rechtsanwalt Stephan Ory
und Dominik Leibenger die SOLE Software GmbH.
Ihr Softwaresystem „Mavora“ wird derzeit in der Anwaltsszene besonders
aufmerksam beobachtet. „Die Nachfrage nach Zugängen ist deutlich
gestiegen, nachdem das Kommunikationssystem der
Bundesrechtsanwaltskammer, das besondere elektronische Anwaltspostfach
(beA), wegen Sicherheitsmängeln vorläufig vom Netz genommen wurde“,
berichtet Dominik Leibenger, der an der Saar-Uni seine Doktorarbeit über
Sicherheit onlinebasierter Speicher- und Server-Dienste schreibt.
Das System der Saarbrücker Rechtsinformatiker ähnelt einem toten
Briefkasten, den nur Absender und Empfänger kennen. Bei der
Mavora-Software sind diese Briefkästen sichere Online-Dateiordner, auf
die nur Rechtsanwalt und Mandant zugreifen können und deren Inhalte
durch eine sogenannte Ende-zu Ende-Verschlüsselung geschützt sind.
Selbst der Anbieter der Online-Plattform, auf der Mavora läuft, kann
daher nicht die dort hochgeladenen Dokumente und Nachrichten lesen. Dazu
muss der Rechtsanwalt in der Kanzlei lediglich das Postfach auf Mavora
einrichten und seinem Mandanten die Zugangsdaten auf einem sicheren Weg
zusenden. Der Mandant erhält das entsprechende Passwort per Post, als
Fax oder mit einer SMS und kann sich nun einloggen, um Nachrichten und
Dokumente zu lesen.
Ein Angreifer kann, selbst wenn er die vollständige Datenbank des
Anbieters erhält, keine Dokumente lesen oder auch nur die
verschlüsselten Dokumente den Mandanten zuordnen. Auch Metadaten werden
im Rahmen des technisch Möglichen nur verschlüsselt gespeichert.
Lediglich Benachrichtigungs-E-Mails müssen, sofern diese gewünscht sind,
zur Übertragung an ihre Empfänger vorübergehend unverschlüsselt
vorliegen. Es ist aber auch möglich, auf diese Benachrichtigungen zu
verzichten. Ebenso wichtig: Sowohl Anwälte als auch Mandanten können das
System mit minimalem Aufwand bedienen. Möglich macht dies ein
ausgeklügelter Austausch von kryptografischen Codes, den das System
automatisch im Hintergrund vornimmt. Die Gründer haben noch weitaus mehr
mit ihrer Software vor. Gerade arbeiten sie daran, diese so anzupassen,
dass auch Steuerberater und mittelständische Unternehmen die sicheren
Datenräume aus Saarbrücken verwenden können.